Man kann nicht nicht kommunizieren

Aber man kann zu viel kommunizieren.

Die fünf Axiome von Paul Watzlawik sind ein Versuch die Kommunikation als solches zu erklären. Der Titel dieses Beitrags zitiert das erste Axiom, dass man nicht nicht kommunizieren kann. (Falls Sie mehr über dieses spannende Thema lernen möchten, dann folgen Sie bitte diesem Link.)
In dieser Pandemie wird jedoch zu viel und falsch kommuniziert. Falsch nicht im Sinne von falschen Fakten oder Thesen, sondern nicht publikumsgerecht. Wir haben dies wiederholt in vergangenen Beiträgen erwähnt, geholfen hat es indes nicht viel. So appellierten wir an die Forscher mit folgender Aussage:
«…, daher ist unter Umständen mehr Achtsamkeit in der Kommunikation und im Handeln gefordert.»
In der Zwischenzeit hat die (bitte Entschuldigen Sie die Ausdrucksweise) Klugscheisserei Besserwisserei einen neuen Höchststand erreicht. Es geht soweit, dass die Journalistinnen Wissenschaftlerinnen sein wollen oder wissenschaftlichen Standards genügen möchten und umgekehrt wollen Wissenschaftlerinnen Influencer sein. Hierzu ein Beispiel aus der schweizer Medienlandschaft.

Eine einfache Tabelle über die Verstorbenen nach Altersgruppen. Denken sich wahrscheinlich viele, wenn sie diese Tabelle sehen. Machen wir kurz die Rechnung, oben rechts sind es 7 Verstorbene auf 100’000 dies ergibt dann etwa 560 Tote 80+ Jährige in einer Woche für die gesamte Schweiz, also pro Tag sterben ca. 80 Menschen im Alter 80 Jahre plus an oder mit Corona, ist das so korrekt? (Achtung: Die Rechnung ist nicht korrekt, da die Zahlen in der Tabelle normalisiert wurden).

Todesfälle nach Altersgruppe und Woche pro 100’000 Einwohner. Quelle: SRF

Hier erfahren Sie ein Praxisbeispiel an verfehlter Kommunikation. Denn wer soll hier das Zielpublikum sein, Wissenschaftlerinnen oder die Normalbürgerin? Wahrscheinlich haben sich die SRF Journalistinnen gedacht, man müsse wissenschaftlichen Standards genügen oder sie sind von der wissenschaftlichen Besserwisserei so eingeschüchtert, dass sie die Zahlen normalisiert haben um somit den Einfluss der Populationsgrösse zu eliminieren.
Nun ist diese Darstellungsweise wissenschaftlich korrekt, interessant und spannend. Die Mehrheit der Bevölkerung inklusive unsere Redaktion hatte sichtlich Mühe diese hochstehende Analyse zu interpretieren. Wäre es nicht hilfreich, wenn die absoluten Zahlen pro 100’000 Einwohner gezeigt würden und eine Prozentzahl für die entsprechenden Altersgruppen, damit man sich schnell und einfach ein Bild machen kann?

Sie alle haben recht und machen einen fantastischen Job, wirklich. Doch finden Sie wieder zu Ihrem Berufsstolz zurück mit all seinen Stärken und Schwächen. Akzeptieren Sie die Limiten Ihres Wirkens und lernen Sie Bescheidenheit vorallem in der Kritik anderer. Sie erklären ja auch nicht der Feuerwehrfrau wie sie ein Feuer zu löschen hat.

Von ganzem Herzen ein schönes Wochenende und verbringen Sie dieses zu Hause mit Ihren Liebsten, vielleicht mit einer ausgedehnten Runde Monopoly.

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