Der «Spezial»- Fall Schweden

Wir haben bereits einmal den Vergleich zwischen der Schweiz und Schweden hergestellt. Dabei fielen uns zwei Dinge besonders auf.
1) In Schweden dauerte die statistisch signifikante Übersterblichkeit fast doppelt so lange (ca. zehn Wochen), als in der Schweiz (ca. fünf Wochen).
2) Grippewellen entfalten sich in verschiedenen Ländern unterschiedlich stark. Wenn man den Zeithorizont etwas vergrössert bemerkt man, dass es schwierig ist Länder zu vergleichen.

In den folgenden Abschnitten werden wir die gesamt Sterblichkeit Schwedens betrachten. Unglücklicherweise konnten wir von Schweden nur limitierte offizielle Zahlen erhalten. Dennoch versuchen wir diese hier in unser bekanntes Schema einzupflegen. Sobald mehr offizielle Zahlen aus Schweden verfügbar sind, werden wir natürlich eine Analyse im Stile der anderen Länder aufschalten.

Gesamtbevölkerung

Summe der Todesfälle bis und mit Woche 30.

Bereits im Ländervergleich haben wir festgestellt, dass Schweden eine verlängerte Übersterblichkeit aufweist (sh. oben). Dies kann einerseits auf die fehlenden Massnahmen zurückgeführt werden oder wie bereits erwähnt auf einen Länder bedingten Unterschied. In der Summe zeigt Schweden während den ersten 30 Wochen eine überdurchschnittliche Anzahl an Todesfällen verglichen zu den letzten fünf Jahren. Diese Erkenntnis erscheint im ersten Moment erschreckend. Das Virus SARS-CoV-2 ist sehr ansteckend, das bedeutet, dass viele Personen in kürzester Zeit infiziert werden, dies bedeutet wiederum, dass mehr Patienten in kürzerer Zeit sterben. Dies erklärt den steilen Anstieg während KW13-15. Wir müssen hier ein Detail nicht aus den Augen verlieren, wenn wir KW27 ff. betrachten, erkennen wir, dass die Sterblichkeit unter den Durchschnitt fällt. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden wir vielleicht in einigen Wochen nicht mehr in der Lage sein, eine Übersterblichkeit in der Summe der gesamten Todesfälle zu erkennen.

Alter von 0 bis 64 Jahren

Summe der Todesfälle bis und mit Woche 30.

Wir betrachten nun die gesamten Todesfälle der 0 bis 64-jährigen. Oben erkennen wir in den KW15-17 eine erhöhte Sterblichkeit. Diese klingt danach wieder ab und fällt unter den Durchschnitt. Wenn wir nun das Ganze in der Summe betrachten, sehen wir, dass die Sterblichkeit der 0 bis 64-jährigen tiefer als der Durchschnitt liegt. Dies ist in bester Übereinstimmung mit den anderen Ländern und der Lieblingsgruppe des Autorenteams. Aus diesen Ergebnissen könnte man schliessen, dass die Altersgruppe zwischen 0 und 64 Jahren nur wenige tödliche Verläufe der COVID Erkrankung aufweist, sofern die Personen nicht zu den Risikogruppen zählen.

Alter von 65 bis 79 Jahren

Summe der Todesfälle bis und mit Woche 30.

Das Alter von 65 bis 79 Jahren zeigt auch in anderen Ländern während weniger Wochen eine Übersterblichkeit. Nur wenn wir die Summe betrachten, erkennen wir, dass hier überdurchschnittlich viele Personen gestorben sind. In anderen Länder können wir in dieser Altersgruppe keine Übersterblichkeit in der Gesamtsumme nachweisen. Auch hier dürfen wir vorsichtig optimistisch sein, da die Todesrate in KW30 unter den Durchschnitt fiel. Wenn dieser Trend anhält, dann könnte sich die Summe der Todesfälle an den Durchschnitt anpassen. Es darf nicht vergessen werden, dass in Schweden während den letzten fünf Jahren die statistisch signifikante Übersterblichkeit im Vergleich zu anderen Ländern geringer ausfiel. Dies bedeutet wiederum, dass ein ansteckendes Virus wie in diesem Jahr mehr Todesopfer fordern könnte.

Alter von 80 und mehr

Summe der Todesfälle bis und mit Woche 30.

Für die Altersgruppe 80 plus zeigt sich das gleiche Bild wie vorhin. Es sind pro Woche und auch in der Summe mehr Personen gestorben.
Studien in der Schweiz berechnen die Übersterblichkeit ohne «Lockdown» Massnahmen mit ca. 6000 zusätzlichen Toten für die Schweiz, in Schweden sind es gesamthaft im Moment ca. 3800 mehr als im Durchschnitt, wobei Schweden etwa 1.5 Mio mehr Einwohner zählt als die Schweiz.


Wir können nun auf die nächsten Wochen warten und hoffen, dass die Todesraten tief bleiben, damit sich die gesamte Sterblichkeit dem Durchschnitt anpasst. Es stellt sich dann die Frage, was passiert in denjenigen Ländern bei welchen mit «Lockdown» Strategien die Infektionsrate künstlich tief gehalten wurde. Werden die Todesraten erneut ansteigen, oder gibt es in diesen Ländern eine erhöhte Kreuzimmunität? Werden in anderen Ländern die Sterberaten tief bleiben, da vergangene Grippewellen verheerender waren als im Vergleich zu Schweden? Wir dürfen gespannt auf die kommenden Wochen sein und hoffen Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden.

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