Wer mit einem Hammer durch das Leben geht, …

Wer mit einem Hammer durch das Leben geht, für den besteht die Welt aus Nägeln. (sinngemäss vgl. Abraham Maslow, 1966)

Bereits vor Wochen haben wir versucht, die Auswirkungen der Corona Pandemie auf die Todesfälle, zwischen den verschiedenen Ländern zu vergleichen. Dabei haben wir bemerkt, dass dies nur begrenzt zulässig ist. Somit ist es äusserst fraglich, wenn Schlussfolgerungen und Konsequenzen aus einem Land direkt auf andere übertragen werden. Wir haben dabei festgestellt, dass folgende Gründe einen direkten Ländervergleich erschweren und daher immer in einen Vergleich miteinbezogen werden müssen.

Wenn wir nun Ländervergleiche anstellen, oder Länder als Beispiele heranziehen, müssen wir dringend die oben genannten Faktoren überprüfen und unsere Schlussfolgerungen entsprechend relativieren.

Wenn wir Deutschland betrachten, dann wissen wir, dass im Jahre 2018 eine schwere Grippewelle wütete. Leider starben bei dieser Grippewelle viele Personen, v.a. jene mit einem geschwächten Immunsystem. Daher erwarten wir in den Folgejahren (inkl. 2020) eine tiefere Sterblichkeit. Im Gegensatz zu Schweden, in welchem das Jahr 2019 eine unbegründete und signifikante Untersterblichkeit aufwies. Bei einem Vergleich mit einem amerikanischen Land muss miteinbezogen werden, dass die amerikanische Bevölkerung sportlich weniger aktiv ist. Wir wissen aus dem vorhergehenden Beitrag, dass moderate sportliche Betätigung eine Infektion in den oberen Atemwegen bis zu 50% lindert oder verkürzt. Bei einem Vergleich mit Italien muss beachtet werden, dass das Gesundheitssystem in Deutschland merklich besser ausgebaut ist (30’000 bis 40’000 Intensivbetten). Neben allen Risikofaktoren muss bei einem Vergleich auch immer die Altersstruktur miteinbezogen werden. Dabei ist in Ländern, welche als Seniorenparadiese bekannt sind, eher von einer erhöhten Todesrate auszugehen.

Wenn wir nun die Schweiz mit Schweden vergleichen, inkl. den uns bekannten Unterschieden, würden wir eine Übersterblichkeit von ca. 1’500 Personen erwarten. Schwedens Bevölkerung ist um 15% grösser, somit substrahieren wir diese 15% von den 3’835 überdurchschnittlichen Todesfällen in KW32. Hinzu kommt, dass Schwedens Bevölkerung eine leicht ältere Altersstruktur aufweist als die Schweiz. Daher ziehen wir nochmals 2% von den 3’835 überdurchschnittlichen Todesfällen in KW32 ab. Dann darf noch beachtet werden, dass in Schweden im Jahr 2019 ca. 1’500 Personen weniger verstarben als zu erwarten gewesen wäre. Wenn wir diese noch substrahieren, erhalten wir für die Schweiz im Idealfall eine Übersterblichkeit von ca. 1’500 Personen was etwa der Grippewelle im Jahr 2015 entspricht.

Natürlich sind dies nur Überschlagsrechnungen und genügen keinen wissenschaftlichen Ansprüchen. Deshalb hoffen wir nicht, dass sich diese Zahlen bewahrheiten. Dennoch was wir hier aufzeigen möchten ist, dass das «Ganze grösser ist als die Summe seiner Teile«. Das bedeutet, dass viele Faktoren, welche wir zwar messen können, jedoch glücklicherweise noch nicht steuern oder kontrollieren können, einen Einfluss auf die Todesrate haben. Oder um es mit anderen Worten auszudrücken, das Leben besteht aus mehr als nur Nägeln. Daher genügt es leider nicht, die Welt nur mit einem Hammer in der Hand zu beschreiten.

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