Zu Kurz gedacht?

Die westliche Welt ist im Moment durch die zweite Infektionswelle gezeichnet. Wie immer im geeinten Europa wählt jedes Land andere Massnahmen, um der Welle Frau zu werden. Dabei kommt es unweigerlich zu Vergleichen, welche Pandemiemassnahmen besser geeignet seien, um diese Welle zu brechen. Vielfach wird dabei vergessen, dass die Länder Europas unterschiedliche Voraussetzungen sowie andere Risikofaktoren und -gruppen zu berücksichtigen haben. Dennoch möchten wir hier drei Länder vergleichen. Österreich führt einen strikten Lockdown ein, gepaart mit Massentests. Deutschland führt einen Soft-Lockdown durch am anderen Ende des Spektrums befindet sich die Schweiz, welche wenige einfache Pandemiemassnahmen eingeführt hat.

In welchem Land würden Sie gerne leben? Dazu betrachten wir die Differenz zwischen dem Jahr 2020 und der durchschnittlichen Sterblichkeit.

Deutschland:

Schweiz:

Österreich:

Die Reihenfolge entspricht zugleich dem Ranking. In Deutschland erleben Sie zur Zeit die geringste Übersterblichkeit vom Durchschnitt, gefolgt von der Schweiz und Österreich. Bitte bedenken Sie, dass Länder wie Spanien, Frankreich oder Italien ein mehrfaches an Übersterblichkeit aufweisen. Interessant ist zudem, dass die Übersterblichkeit bis anhin in Deutschland nicht Corona geschuldet ist, sondern der Überalterung der Gesellschaft wie das Bundesamt für Statistik bestätigte. Es stellt sich nun auch für Österreich die Frage, weshalb die Todesfälle seit KW32 stetig und signifikant ansteigen, obwohl die Corona bedingten Todesfälle erst ab KW40 bei über 10 Fällen pro Tag lagen. Auch hier vermuten wir eine altersbedingte Übersterblichkeit ähnlich wie in diesem Beitrag berichtet. Aufgrund dieser Daten lässt sich darüber streiten, in welchem Land man bevorzugt leben würde, da man entweder einer altersbedingten oder coronabedingten Übersterblichkeit ausgesetzt ist.

Die Billigmedien vergleichen die coronabedingten Todesfälle und stellen Erschreckendes fest. Auch hier haben wir bereits einmal darüber berichtet, dass solche Todesfälle sehr tragisch sind, jedoch sollte man diese immer im Zusammenhang betrachten. Erstaunlicherweise weist die Schweiz mehr coronabedingte Todesfälle aus als Österreich, wenn wir jedoch die Grafiken oben betrachten, dann erkennen wir, dass Österreich zur Zeit eine höhere Übersterblichkeit ausweist (fast das Doppelte in KW44), verglichen mit dem Durchschnitt, als die Schweiz.

Zu den Pandemiemassnahmen: Man kann sich darüber streiten, ob ein Lockdown Sinn ergibt oder nicht, wenn man jedoch einen Lockdown durchführt, dann richtig. Wenn man Kurz darüber nachdenkt, macht die Vorgehensweise Österreichs durchaus Sinn. Einen strikten Lockdown gepaart mit Massentests kann dazu führen, dass die Fallzahlen innert kürzester Zeit auf ein Minimum sinken. Die Massentests erlauben es dann die vereinzelten Fälle zu isolieren, um so das Virus in der Bevölkerung zu eliminieren. Die Landesgrenzen bleiben dabei geöffnet. Durch das länderübergreifende Pendeln könnte das Virus erneut eingeschleppt werden und die Mühe wäre umsonst gewesen. Hoffen wir, dass dies nicht geschieht.
In der Schweiz vertraut man auf ähnliche Pandemiemassnahmen wie in Schweden und es zeigt sich, dass die Massnahmen erfolgreich sind. Jedoch sind diese Massnahmen nur dann erfolgreich, wenn sie auch diszipliniert umgesetzt werden. Falls Sie weiter im Rudel Ski fahren, Messen und Shoppingzentren in Massen besuchen, dann nützen die Massnahmen wenig. Stellen Sie sich vor, 10 Personen an einer Messe stecken 8 weitere Personen an. Dies ist noch nicht so tragisch, wenn jedoch diese 8 Personen zu Hause im Soft-Lockdown die Familienmitglieder anstecken, dann ist der R-Wert eben nicht 0.8, sondern ein Mehrfaches davon.

Dies zeigt, dass Zwischenlösungen (sog. Soft-Lockdowns) wie z.B. in Deutschland gefährlicher sind, als einfache Pandemiemassnahmen (Schweiz) oder ein strikter Lockdown wie in Österreich. Denn durch Soft-Lockdowns und deren Ausnahmen kann sich ein Haushaltsmitglied mit SARS-CoV-2 extern infizieren und so den Erreger in den Haushalt hineintragen. Verbringen nun die Mitglieder eines Haushalts mehr Zeit gezwungenermassen näher aufeinander, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung im Haushalt überproportional stark.

Somit sind wir der Überzeugung, dass Österreich um Herrn Kurz eben nicht zu kurzsichtig gedacht hat und es sind wahrscheinlich andere Staaten, welche deren Massnahmenkatalog überarbeiten sollten.

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